2013
Interview mit Projektleiter Helmut Wimmer, VERBUND Hydro Power AG
Was ist das Besondere am Projekt LIFE+ Traisen?
LIFE+ Traisen ist Österreichs bislang größtes Renaturierungsprojekt. Die Traisen-Mündung, die beim Bau des Kraftwerks Altenwörth verlegt und begradigt wurde, erhält ein komplett neues Flussbett in einer neuen Aulandschaft. Das wird sechs Jahre dauern, bis 2019, und 26 Mio. Euro kosten, davon trägt VERBUND 12 Mio., der Rest kommt aus Mitteln der EU und von Partnern aus Bund und Land Niederösterreich.
Werden hier Fehler der Vergangenheit wieder gut gemacht?
Bei der Planung der Donaukraftwerke vor 40 Jahren standen andere Gesichtspunkte im Vordergrund. Im Mittelpunkt stand der direkte Nutzen für die Menschen: Stromgewinnung, Hochwasserschutz, Erweiterung landwirtschaftlicher Flächen: die Prioritäten waren andere. Heute wissen wir mehr und kennen den Wert einer vielfältigen Landschaft. Untersuchungen für die Umweltverträglichkeitserklärung des Projektes haben ergeben, dass auch die jetzige Flora und Fauna in der aktuellen Aulandschaft überraschend vielfältig ist. Darauf baut LIFE+Traisen auf.
Es wird dadurch keine Kilowattstunde mehr Strom erzeugt - warum der Aufwand?
VERBUND hat als Betreiber der Donaukraftwerke auch eine Verantwortung gegenüber der Umwelt. Die Renaturierung der Traisen ist seit langem ein Ziel vieler Initiativen, denen VERBUND als starker Partner und guter Nachbar nun hilft. Das Projekt LIFE+ Traisen ist kein Einzelfall. Die Anstrengungen zahlen sich aus: 30 % der Anlagefläche der VERBUND-Wasserkraftwerke wurde nach dem Bau der Werke unter Naturschutz gestellt.
Wo lagen die größten Schwierigkeiten?
Wir mussten allen Anrainern klar machen, dass wir weder Schotter abbauen noch einen Hochwasserschutzdamm errichten, sondern ein ökologisches Vorzeigeprojekt errichten wollen. Dabei waren wir auf die Unterstützung und das Entgegenkommen aller Grundstücksbesitzer in der Au angewiesen. Schließlich soll das Projekt für alle Stakeholder, von den Gemeindebürgern, die die artenreiche Au zur Erholung nutzen wollen über die Fischer und Jäger bis zu den forstwirtschaftlichen Betrieben, von Nutzen sein. Ausdrücklich loben möchte ich hier die Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde.
Wie wird es weitergehen?
Bei den Schlägerungsmaßnahmen in der Au sind wir an den natürlichen Zyklus der Natur gebunden: Geschlägert werden darf nur im Winter bis zum Frühjahr. In den nächsten sechs Jahren werden wir Stück für Stück der Traisen einen natürlichen Verlauf geben. Der Fluss gestaltet ab dann die Landschaft entsprechend seiner natürlichen Zyklen. Zurzeit werden die ersten baulichen Maßnahmen im Baufeld gesetzt. Nach der erfolgten Rodung wird das Baufeld auf Relikte aus den Kriesgszeiten untersucht, die Radwegumleitung und die notwendigen Bauwege werden erstellt, dann beginnen die eigentlichen Erdarbeiten.