Vor über einem Jahr wurde der erste Abschnitt der neuen Traisen dem Wasser übergeben. Seitdem hat sich viel getan: Der Baustellenlärm ist verstummt, Schotterbänke begrünen sich, das Wasser füllt sich mit Leben. Besondere Freude haben die Ökologen mit der „Serengeti“.
Dieser gleichsam liebevolle wie aussagekräftige Titel bezeichnet einen Kalkhalbtrockenrasen, den man in der ansonsten feuchten Au der Traisen nicht vermuten würde. Nicht Jahrhundertsommer und Erderwärmung haben hier zugeschlagen, sondern die gewünschte Vielfalt der Aulandschaft. Nährstoffarm und naturbelassen soll die Fläche sein. Sie bietet inmitten ansonsten schattigen Auwaldes Lebensraum für seltene Kostbarkeiten: heimische Orchideen, seltene Schmetterlinge und Insekten wie die Gottesanbeterin. Das gar nicht so scheue Sika-Wild streift durch das Gras (wenn es nicht gerade vom hässlichen Klicken des Fotoapparates verscheucht wird), die Hitze flimmert in den letzten Augusttagen und das Zirpen der Grillen lässt Afrika-Stimmung an der Traisen aufkommen.
Mit der Sonne um die Wette strahlt Thomas Kaufmann, zuständig für die ökologische Bauaufsicht des LIFE+ Traisen Projektes. Er weist uns blinde Stadtmenschen auf Zittergras und wildes Basilikum hin (uns fällt spontan nichts weiter als „Pizza“ ein). Die gewaltige Eiche, die als einziger großer Baum in der Steppe steht, lobt er als Heim für den Hirschkäfer.
Mit seinem fantasievollen Vortrag wächst vor unseren Augen aus dem zaghaften Grün entlang der neuen, verschlängelten Traisen ein junger Auwald. Weiden- und Pappeltriebe haben sich schon bis ans Ufer herangearbeitet und dort, wo wir heute noch eine freundliche Sicht auf die im Wasser liegenden „Raubäume“ haben, werden in ein paar Jahren Wasser und Wald die Landschaft der Traisen neu gestalten.